Die Stadt Rüsselsheim am Main hat auf einen Zeitungsartikel reagiert, der nahelegt, die geplanten Änderungen bei Teilhabeassistenzen in Schulen dienten in erster Linie der Kostensenkung. In einer Stellungnahme widerspricht die Verwaltung dieser Darstellung und erläutert, warum ein Pilotprojekt mit sogenannten Klassenassistenzen eingeführt werden soll. Ziel sei eine strukturelle Verbesserung der Betreuung und keine grundlegende Einschränkung individueller Hilfen.
Hintergrund und Ziel des neuen Modells
Bisher erhalten Kinder mit entsprechender Diagnose nach Antragstellung und Feststellung eines Bildungsbedarfs eine individuelle Teilhabeassistenz, die den Schulalltag begleitet. Nach Angaben der Stadt entsteht durch dieses Verfahren eine Lücke bis zur Bewilligung der Maßnahme, die den Schulstart erschwert. Zudem könne die individuelle Betreuung zu organisatorischen Problemen führen, wenn in einer Klasse mehrere Anspruchsberechtigte sind, und das betreute Kind stigmatisieren.
Das geplante Modell sieht vor, jede Klasse grundsätzlich mit einer festen Klassenassistenz zu besetzen. Die Stadt erklärt, dadurch hätten alle Kinder von Beginn an eine zusätzliche Betreuung unabhängig von der Genehmigung eines Einzelfalls. Lehrkräfte erhielten zugleich eine konstante Ansprechperson, die den Unterricht unterstützt. Die Verwaltung verweist auf ähnliche Projekte in anderen Kommunen, die strukturelle Vorteile gegenüber reiner Einzelfallbetreuung gezeigt hätten.
Bürgermeister und Schuldezernent Murat Karakaya wird in der Stellungnahme mit den Worten zitiert, man wolle aus positiven Erfahrungen anderer Kommunen lernen und die Situation der Schulkinder in Rüsselsheim verbessern. Er betont zugleich, dass mögliche Einsparungen ein Nebeneffekt und nicht das Hauptziel der Maßnahme seien.
Umsetzung, Pilotphase und offene Fragen
Die Stadt plant eine Pilotphase an zwei Rüsselsheimer Schulen, um die Wirksamkeit des Modells empirisch zu prüfen. Bei positiven Ergebnissen soll das Konzept schrittweise auf alle Schulen ausgedehnt werden. Die Umsetzung wird nach Darstellung der Verwaltung voraussichtlich zum Schuljahr 2026/27 beginnen.
Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe erarbeitet derzeit die Details. Dazu gehört ein Anforderungsprofil, das klären soll, welche Personen als Klassenassistenzen in Frage kommen. Vorgesehen sind nicht ausschließlich pädagogische Fachkräfte, sondern auch Personen mit entsprechender persönlicher Eignung, pädagogischer Haltung und Erfahrung. Die Auswahl soll in enger Abstimmung mit den Trägern und Schulen erfolgen. Die Stadt betont, dass der Anspruch, bei Bedarf weiterhin eine individuelle Teilhabeassistenz zu beantragen, durch die Einführung der Klassenassistenzen nicht entfällt.
Zu den in dem Artikel aufgeführten Kostendarstellungen verweist die Verwaltung auf den Jahresbericht der Eingliederungshilfe für den Zeitraum 2022 bis 2024, der öffentlich zugänglich ist. Konkrete Zahlen für das Pilotprojekt nennt die Stadt bislang nicht. Offene Fragen bleiben unter anderem zur konkreten Ausgestaltung der Stellen, zur Qualifizierung der Einsatzkräfte und zur Evaluation der Pilotphase.
Die Stellungnahme ist eine Reaktion auf einen Artikel in der Zeitung Main Spitze vom 27. November 2025, der die Umstrukturierungspläne zur Teilhabeassistenz thematisiert hatte.
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